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©2021 collectifgamine


Désir et des hommes – Auf der Suche nach dem Begehren





Vor einigen Jahren habe ich angefangen, mich zu fragen: warum sehe ich überall Bilder von Frauen? Zeichnungen und Fotos von Frauen auf Instagram, Gemälde von Frauen im Museum, Frauen oberflächlich gefilmt im Kino, Frauen in Werbungen für Zahnpasta oder Katzenfutter etc (fast ausschliesslich weisse dünne cis-Frauen die meistens untätig herumliegen – da wären noch andere Probleme die ich hier nicht vertiefen werde). Zudem habe ich bemerkt, dass diese Bilder meistens von Männern gemacht werden.

Später ist es mir aufgefallen, dass es immer mehr Frauen gibt, die selber Bilder von Frauen machen, mit etwas mehr Vielfalt in den Darstellungen. Obschon es auch wichtig ist, dass Frauen sich dieses Thema aneignen und Blicke von Frauen auf Frauen zeigen, besteht meiner Meinung nach immer noch eine Überdosis an abgebildeten Frauen.


Ich frage mich: Wo sind die Bilder, die Männer darstellen?
In der Kunstgeschichte gibt es zwar ein paar männliche Figuren, wie Jesus oder Skulpturen der griechischen Antike. Aber sie stellen immer Helden, Athleten, Machtfiguren dar. Nackte Männer gibt es nicht viele, im Vergleich zu den zahlreichen weiblichen Aktgemälden, Fotos, Skulpturen. Mensch findet vereinzelt andere Bilder, die sich leicht von diesem Muster lösen; sie wurden in den meisten Fällen von homosexuellen Männern gemacht, so zum Beispiel David Hockney oder
Robert Mapplethorpe. Das heisst, die erotischen Darstellungen von Männern sind meist homoerotisch oder werden so gelesen, weil es nicht erwartet wird, dass eine (heterosexuelle) Frau begehrt, sondern, dass sie nur begehrt wird.


In der vorherigen Frage fehlt also ein Teil: Wo sind die Bilder, die Männer darstellen und die von Frauen gemacht wurden?
Ich will, dass mehr Frauen verschiedene Männer zeichnen, malen, fotografieren, skulptieren, filmen, und so weiter. Männer mit Bart und Brusthaaren oder ganz unbehaart, mit oder ohne Penis, muskulös oder nicht... Die Möglichkeiten sind divers.

Zum Glück habe ich nach intensiven Recherchen doch einige Künstlerinnen gefunden, die sowas in der Art machen. Ein paar Beispiele:

– Dianora Niccolini
– Vivienne Maricevic
– Romy Alizée
– Alice Neel
– Miriam Cahn
– Yushi Li
– Sylvia Sleigh
– Lynette Yiadom-Boakye
– Elaine de Kooning
– Maïa Mazaurette

Als heterosexuelle Frau und weil ich es bis jetzt selten gesehen habe, interessiert es mich besonders zu sehen, wie die Lust von Frauen, die Männer begehren, geweckt wird. Was sie an Männer attraktiv finden und wie sie es ausdrücken. Grundsätzlich will ich, dass die männliche Figur mehr dargestellt und erotisiert wird. Männer mit den Augen zu beobachten, einfach so, ob mensch sich nun angezogen fühlt oder nicht, ist auch cool. Und dass Männer sich überlegen würden, wie sie selbst sexy und nicht nur begehrend sein können, wäre auch cool.



Noch zwei Leseempfehlungen:

– Die Webseite LUSTED MEN - Open collection of erotic pictures of men. Die allgemeine Beschreibung und das Manifesto von diesem Projekt sind eine vollständigere Quelle von meinem Versuch, mich hier zu erklären.

– Das Buch Ways of Seeing (1972) von John Berger, das unser Verhältnis zu Bildern thematisiert. Das Buch existiert auch als TV-Sendung, verfügbar auf Youtube.

Meine Analyse ist sehr binär, weil ich hier hauptsächlich Bilder und
Phänomenen behandle, die von einer heteronormierten und binären
Gesellschaft vermittelt werden. Was mich aber grundsätzlich interessiert, ist das Begehren von Menschen für andere Menschen, das durch Bilder geweckt und ausgedrückt wird. Schlussendlich sind wir (fast) alle betroffen und können alle darüber nachdenken.

Meine Analyse entspricht ausserdem einer westlichen Sichtweise, weil ich fast nur mit dieser Ansicht konfrontiert wurde. Es wäre spannend, das ganze Thema mit anderen Perspektiven zu betrachten.



30. November 2021
Ausgabe 1, S 112